Dailog auf Augenhöhe

06.10.2021 CJD NRW Nord « zur Übersicht

Markus Kurth (MdB) folgte einer Einladung ins CJD Berufsbildungswerk Dortmund –

Jugendliche punkten selbstbewusst mit Fachwissen

Auf vier gut vorbereitete Jugendliche traf der Bundestagsabgeordnete Markus Kurth (B90/Die Grünen) bei seinem Besuch des Berufsbildungswerks Dortmund (BBW) des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD). Er folgte einer gemeinsamen Einladung des CJD sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL).

Die jungen Rehabilitanden zeigten im Gespräch nicht nur Selbstbewusstsein, sondern auch Fachwissen und diskutierten auf Augenhöhe mit dem erfahrenen Parlamentarier. Über Themen wie Sozialpolitik, Plastikmüll, Benzinpreise, Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen oder auch Verspätungen von Zügen der Deutschen Bahn: Markus Kurth stand über zwei Stunden den jungen Menschen Rede und Antwort.

Sebastian E., der im CJD Dortmund zum Verkäufer ausgebildet wird, macht sich Sorgen wegen der steigenden Kosten für Benzin und befürchtet, dass sich Menschen mit kleinen Einkommen den Weg zur Arbeit nicht mehr leisten können. Markus Kurth erklärte das Konzept des so genannten Energiegeldes, nach dem jede Bürgerin und jeder Bürger pro Jahr einen bestimmten Betrag rückerstattet bekommen würde. Er skizziert zudem die Idee von CO2-Kontingenten, die er kritisch sieht.

In diesem Zusammenhang thematisierte Markus Kurth auch den Verzicht auf Inlandsflüge. Lena H., Auszubildende im Bereich Lagerlogistik, wünschte sich schlagfertig dann aber auch Züge, die nicht so oft ausfallen oder Verspätung haben. Markus Kurth, der noch nie ein Auto besessen hat und dementsprechend häufig mit der Bahn unterwegs ist, kann den Wunsch nachvollziehen: „Ich habe auch schon manches Mal auf Bahnsteigen gelitten.“

Rebecca W. erinnerte an die hohen und unbürokratischen Hilfen für Unternehmen wie die Lufthansa, die diese während der Pandemie erhalten haben. Die Auszubildende im Bereich Verkauf kritisierte, dass das Thema Luftfilter in Schulen dagegen bis heute noch nicht richtig gelöst worden ist.

„Sie werden gebraucht“

Bei den Themen, mit denen sich die Rehabilitanden auseinandersetzen, spielt der eigene Alltag eine wichtige Rolle. So leiteten sich viele Fragen aus der eigenen Biografie ab. Thorsten H., der im BBW eine Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration absolviert, beschäftigt sich aus persönlicher Betroffenheit mit der Bürokratie in der Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen. Er erläuterte, dass es ein großes Problem darstelle, wenn die Hilfen nach der Feststellung des Reha-Status oft verzögert starten, zwischen den Rehabilitationsmaßnahmen viel kostbare Zeit vergeht, so dass es umso länger dauert wieder in eine Normalität zurückzufinden.

Markus Kurth sieht hierbei strukturelle Probleme, die diese Verzögerungen bei der Bearbeitung durch die Kostenträger verursachen und weist zugleich auf die Auswirkungen hin: „Es schadet ja nicht nur jedem einzelnen Rehabilitanden und dessen Eingliederung, sondern ist auch volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Sie werden doch gebraucht. Ihr seid die Zukunft des Landes.“

Abschließend kam noch das große Thema Umweltschutz zur Sprache. Lena H. fragte Markus Kurth nach Alternativen für Plastik: „Früher ging es doch auch ohne Plastik. Warum heute nicht?“ Er verwies darauf, dass beispielsweise Hanf oder aber der komplette Verzicht auf Verpackungen eine Lösung sein könnte.

Berührungsängste abbauen – Begegnung unter Menschen

Markus Kurth räumte ein, dass es im Austausch zwischen der Jugend und der Politik Defizite gäbe. Gerade deswegen empfindet er solche Gespräche wie das im CJD BBW Dortmund als Bereicherung und Schritt in die richtige Richtung. Er ermunterte die Jugendlichen, auch nach der Wahl am Ball zu bleiben und weiterhin Politikerinnen du Politiker aller Ebenen einzuladen - Kommune, Land, Bund und Europa – um etwaige Berührungsängste abzubauen. Mechtild Ronge versprach, ihn beim Wort zu nehmen und verwies die feste Verankerung der politischen Bildung im CJD.

Petra Densborn, Vorstandmitglied des CJD sowie der Bag EJSA, Tim Rietzke, Diakonie RWL und Andreas Länge, ESJA, verfolgten die lebhafte Talkrunde und beteiligten sich am Gespräch.

Die vier jungen Erwachsenen waren von Anja Werner, die als Mitarbeiterin im Lernort Wohnen des Berufsbildungswerkes tätig ist, im Rahmen der politischen Bildung, ein Kompetenzfeld in der Persönlichkeitsentwicklung, auf diesen Politiktalk vorbereitet worden. „Im Vorfeld des Termins haben wir uns mit den Themen eingehend auseinandergesetzt und dabei sehr interessante Diskussionen geführt.“ Die Rehabilitanden waren im Vorfeld aufgeregt, doch laut Anja Werner hatte sich dies schnell gelegt: „Die vier jungen Erwachsenen haben sich wohlgefühlt, fühlten sich ernst genommen und konnten so ihre Nervosität schnell ablegen.“

Zum Dank für seinen Besuch erhielt Markus Kurth von Mechtild Ronge, Leiterin des BBW, mit Blick auf die bevorstehende Wahl ein Balancebrett, das die Tischler des CJD Dortmund angefertigt haben.

Markus Kurth hatte sich für den Termin viel Zeit genommen und wurde nicht müde mit den Auszubildenden zu diskutieren. Er verabschiedete sich bei ihnen mit dem Angebot, im Gespräch zu bleiben und gab ihnen noch auf den Weg den Satz mit: „Nutzt eure Chance, gestaltet Gesellschaft, geht wählen.“